Café Deutschland

Im Gespräch mit der ersten Kunstszene der BRD

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Benjamin Patterson

Benjamin Patterson

Benjamin  Patterson

Benjamin Patterson

Benjamin Patterson (1934 Pittsburgh – 2016 Wiesbaden)

Mit acht Jahren erhält Benjamin Patterson Klavierunterricht, ab 1949 studiert er Kontrabass. Nach seinem Schulabschluss 1952 beginnt er ein Musikstudium an der University of Michigan und spielt im Anschluss als erster Kontrabassist im Halifax Symphony Orchestra in Kanada. 1958 wird Patterson zum Militärdienst eingezogen und dient im Seventh US Army Symphony Orchestra. Nach Beendigung seines Armeediensts und einem Engagement im Ottawa Philharmonic Orchestra reist er im Juni 1960 nach Köln, um das Festival der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) zu besuchen. Vor allem die Begegnung mit John Cage, Merce Cunningham, Nam June Paik und David Tudor beim „Contre-Festival“, einer Gegenveranstaltung zum IGNM-Festival, das im Atelier von Mary Bauermeister stattfindet, hinterlässt nachhaltig Eindruck bei Patterson. Aus einem kurzen Besuch wird ein Aufenthalt von mehr als einem Jahr. Im Mai 1961 führt er anlässlich einer Ausstellung von Wolf Vostell in der Galerie Haro Lauhus in Köln seine ersten eigenen Stücke in Deutschland auf. In Paris zeigt Patterson gemeinsam mit Robert Filliou seine „Puzzle-Poems“ und nimmt in den folgenden Jahren an zahlreichen Happenings und Fluxus-Veranstaltungen teil, darunter das „Kleine Sommerfest. Après John Cage“ (Galerie Parnass, Wuppertal, 1962), „Fluxus – Internationale Festspiele Neuester Musik“ (Städtisches Museum Wiesbaden, 1962) und „Festum Fluxorum. Fluxus. Musik und Antimusik. Das Instrumentale Theater“ (Kunstakademie Düsseldorf, 1963). 1963 kehrt Patterson in die USA, nach New York City, zurück. Er nimmt weiterhin weltweit an zahlreichen Fluxus-Veranstaltungen teil, ist in diversen Gruppenausstellungen vertreten und tritt als Solist auf. Auch in seiner Abwesenheit werden Pattersons Stücke auf verschiedenen Festivals aufgeführt. Von 1970 bis 1972 ist er Geschäftsführer des Orchesters Symphony of the New World in New York und von 1972 bis 1974 stellvertretender Direktor des New York Department of Cultural Affairs. Von 1974 bis 1976 ist Patterson Professor und Dekan der Fakultät für Performance und Kunst am College of Staten Island der University of New York. Erst ab 1989 widmet er sich ausschließlich der Kunst. In diesem Jahr übersiedelt er wieder nach Europa. Auf dem Weg nach Italien besucht er einen Freund in Wiesbaden und entscheidet sich, die Stadt zu seinem Wohn- und Lebensmittelpunkt zu machen. Patterson ist 1990 auf der „44. Biennale von Venedig“ vertreten sowie in zahlreichen Überblicksausstellungen zu Fluxus, darunter „In the Spirit of Fluxus“ (Walker Art Center, Minneapolis/Whitney Museum of American Art, New York, 1993), „Fluxus in Germany. 1962–1994“ (organisiert vom Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart, reist die Ausstellung 14 Jahre lang um die Welt und ist unter anderem zu sehen im Ataturk Cultural Center in Istanbul, in der Zachęta National Gallery of Art in Warschau, im Arken Museum in Ishøj und Tel Aviv Museum of Modern Art), „Hommage to Dick Higgins“ (Ernst Museum, Budapest, 1999), „Fluxus Constellation“ (Museo d’Arte Contemporanea Villa Croce, Genua, 2002), „Sounds and Lights“ (Centre Pompidou, Paris, 2004), „Black Light/White Noise. Sound and Light in Contemporary Art“ (Contemporary Arts Museum, Houston, 2007), „There Will Never Be Silence. Scoring John Cage’s 4'33''“ (The Museum of Modern Art, New York, 2013). Einzelausstellungen und Retrospektiven zu seinem Werk sind unter anderem in der Emily Harvey Gallery in New York (1988, 1989), der Galerie Vostell in Berlin (1995), der Gallery 360° in Tokio (2004), im Kunstverein Rosenheim (1999), im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien (2005) und im Contemporary Arts Museum, Houston/The Studio Museum, Harlem/Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden (2010–2012) zu sehen. Darüber hinaus führt Patterson weltweit unzählige Performances auf, veranstaltet Workshops, hält Vorträge und setzt zahlreiche Interventionen in Institutionen wie auch im öffentlichen Raum um. 2017 ist Patterson posthum auf der „documenta 14“ vertreten.

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