Café Deutschland

Im Gespräch mit der ersten Kunstszene der BRD

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Chris Reinecke

Chris Reinecke

Chris  Reinecke

Chris Reinecke

Chris Reinecke (geboren 1936 als Christliebe Reinecke in Potsdam, lebt und arbeitet in Düsseldorf)

1951 übersiedelt Chris Reinecke mit ihrer Familie nach Düsseldorf. 1959 geht sie nach Paris, wo sie im Atelier de Dessin et des Arts Décoratifs und an der École nationale supérieure des beaux-arts unterrichtet wird. 1961 kehrt sie nach Düsseldorf zurück und setzt ihr Kunststudium an der Kunstakademie Düsseldorf fort. Sie beginnt in der Klasse von Gerhard Hoehme und wechselt später zu K.O. Götz, wo zur gleichen Zeit unter anderen auch Sigmar Polke, Gerhard Richter und Franz Erhard Walther studieren. 1964 lernt Reinecke Jörg Immendorff kennen, der in der Klasse von Joseph Beuys studiert und den sie 1965 heiratet. Im Juli 1966 zeigt Reinecke an einem Aktionsabend, den sie mit Immendorff unter dem Motto „Frisches“ in der gemeinsamen Privatwohnung organisiert, ihre ersten Objekte. Weiterhin beteiligen sich an der Aktion unter anderen auch Joseph Beuys, Verena Pfisterer und Franz Erhard Walther. Nach weiteren Aktionen und Ausstellungen initiieren Reinecke und Immendorff Anfang 1968 das Projekt „Lidl“ und mieten mit Unterstützung von Hansjürgen Bulkowski und Wolfgang Feelisch einen Lidl-Raum in der Blücherstraße in Düsseldorf. In diesem Rahmen finden bis 1970 mehr als 30 künstlerisch-politische Aktionen statt, unter anderem auch im Kunstmuseum Luzern (1969), der Kunsthalle Köln (1970) und dem Museum am Ostwall in Dortmund (1970). Vor allem aber werden die selbst organisierten Aktionen des Lidl-Projekts im öffentlichen Raum veranstaltet. Zu den bekanntesten Aktionen zählen das „5-Tage-Rennen“ in Köln (1968), das Protest-Happening „Ich mache die documenta frei“ in Kassel (1968), die Lidl-Arbeitswoche in der Düsseldorfer Kunstakademie (1969) sowie die Lidl-Woche in Antwerpen (1969). 1970 wird das Projekt „Lidl“ durch das „Büro Olympia“ ersetzt, das sich als Plattform für eine selbst organisierte Stadtteilarbeit versteht. Ab 1971 zieht Reinecke sich zunehmend aus der aktiven Kunstszene zurück und widmet sich bis 1984 ausschließlich der Arbeit an sozialen Projekten. Reinecke ist unter anderem in folgenden Gruppenausstellungen vertreten: „Um 1968. Konkrete Utopien in Kunst und Gesellschaft“ (Städtische Kunsthalle Düsseldorf, 1990), „Pro Lidice. 52 Künstler aus Deutschland“ (unter anderem Fridericianum Kassel, 1999), „Chris Reinecke. 60er-Jahre – Lidl-Zeit“ (Badischer Kunstverein, Karlsruhe, 2001), „Die scheinbare Ruhe wird in Bewegung umschlagen. Arbeiten 1965–1971/1997–2000“ (Kunstraum München, 2001), „MAN SON 1969. Vom Schrecken der Situation“ (Hamburger Kunsthalle, 2009) und „Nie wieder störungsfrei! Aachen Avantgarde seit 1964“ (Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, 2011). Außerdem ist ihr Werk in Einzelschauen im Kunstmuseum Düsseldorf (1999), der Galerie Thomas Flor in Berlin (2013) und der Galerie Beck & Eggeling in Düsseldorf (2016) zu sehen. 2006/07 wird Reinecke mit dem Kunstpreis der Künstler in Düsseldorf ausgezeichnet.

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