Jürgen Harten (geboren 1933 in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin)
Jürgen Harten wächst in Hamburg auf und studiert von 1953 bis 1960 Erziehungswissenschaften, Kulturelle Anthropologie und Kunstgeschichte in Hamburg und München. Zwischen 1961 und 1967 arbeitet er als Volks- und Realschullehrer in Hamburg. In dieser Zeit schreibt er seine ersten Kunstkritiken. 1967 wird Harten unter Arnold Bode Sekretär der „documenta 4“ und geht 1969 als Assistent Karl Ruhrbergs an die Städtische Kunsthalle Düsseldorf, die er in der Nachfolge Ruhrbergs von Ende 1972 bis 1998 leitet. Dort organisiert und verantwortet Harten zahlreiche Ausstellungen. Auch übernimmt er die 1968 von Konrad Fischer und Hans Strelow unter Ruhrberg begonnene Reihe „Prospect. Internationale Vorschau auf die Kunst in den Galerien der Avantgarde“ und ist an der Auswahl von „Prospect 69“, „Prospect 71. Projection“ und „Prospect 73. Maler, Painters, Peintres“ beteiligt. 1976 gibt er die Dokumentation zu „Prospect: Retrospect. Europa 1946–1976“ mit einem Vorwort von Benjamin H. D. Buchloh heraus. Angeregt durch den Künstler Tony Morgan und aktuelle kunst- und gesellschaftskritische Auseinandersetzungen, initiiert Harten 1969 die Reihe „between“. Sie bietet kurzfristig Raum für neue intermediale, prozesshafte oder performative künstlerische Verfahren. Einzelausstellungen erarbeitet Harten unter anderen mit Marcel Broodthaers (1972), Sarkis Zabunyan (1972), Robert Filliou (1973), Bruce Nauman (1973), John Latham (1975), Imi Knoebel (1975) und Gordon Matta-Clark (1979) sowie eine Doppelausstellung zu Georg Baselitz und Gerhard Richter (1981). Zu den Eigenproduktionen der Düsseldorfer Kunsthalle zählen in den 70er-Jahren die Epochenausstellungen „Futurismus 1909–1917. Wir setzen den Betrachter mitten ins Bild“ (1973), „Surrealität – Bildrealität 1924–1974“ (1974) und „Vom Licht zur Farbe. Nachimpressionistische Malerei zwischen 1886 und 1912“ (1977). 1978 veranstaltet Jürgen Harten gemeinsam mit Horst Kurnitzky die Themenausstellung „Museum des Geldes“. 2000 folgt zum gleichen Thema „Das fünfte Element, Geld oder Kunst“. 1980 eröffnet Harten mit „Kasimir Malewitsch“ unter dem Titel „Werke aus sowjetischen Sammlungen“ eine Reihe von Erstausstellungen zur russischen beziehungsweise sowjetischen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts.1983/84 zeigt die Städtische Kunsthalle Düsseldorf umfangreiche Retrospektiven von drei Klassikern der Moderne: Henri Matisse, Francis Picabia und, dank Werner Spies, das plastische Werk von Pablo Picasso. Essays verfasst Harten unter anderem zu seinen Ausstellungen „Anselm Kiefer“ (1984), „Gerhard Richter. Bilder 1962–1985“ (1986) und „James Lee Byars. Palast der Philosophie“ (1986). 1987 gibt er zusammen mit Hans-Werner Schmidt und Marie Luise Syring den Katalog zur Ausstellung „‚Die Axt hat geblüht …‘. Europäische Konflikte der 30er-Jahre in Erinnerung an die frühe Avantgarde“ heraus. 1988/89 organisiert Harten in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, dem Institute of Contemporary Art und dem Museum of Fine Arts in Boston die „Binationale/The Binational“, je eine Ausstellung zur deutschen und amerikanischen Kunst der späten 80er-Jahre, der Anfang der 1990er-Jahre eine zweite „Binationale“ zur sowjetischen und zur israelischen Kunst um 1990 folgt. Nach seiner Zeit an der Kunsthalle Düsseldorf ist Harten in der Düsseldorfer Stiftung Museum Kunstpalast als Gründungsdirektor an der Planung des 2001 eröffneten Museums beteiligt. 2006 zeigt er dort die Ausstellung „Caravaggio – Originale und Kopien im Spiegel der Forschung“. In Berlin organisiert Harten im Auftrag der Berliner Festspiele als leitender Kurator und Partner der Russen die Ausstellung „Berlin – Moskau/Moskau – Berlin 1950–2000“, die 2003 im Martin-Gropius-Bau in Berlin und 2004 im Staatlichen Historischen Museum in Moskau stattfindet. Harten ist Mitglied der Internationalen Vereinigung der Kunstkritiker (AICA) und gehört ehrenhalber dem Vorstand des Comité internationale pour les musées d’art moderne (CIMAM) an. Zu seinen neueren Publikationen zählen: „Der West-Bonus. Kunst und Kunstvermittlung an Rhein und Ruhr seit hundert Jahren“ (für den Katalog „Der Westen leuchtet“, Kunstmuseum Bonn, 2010); „Jürgen Harten über Marcel Broodthaers. Projet pour un traité de toutes les figures en trois parties. Versuch einer Nacherzählung“, Köln 2015; „Ein Jubiläum (für Moskau)“ (für die Zeitung „dynamo“ zur Ausstellung „ZERO Group: Günther Uecker, Heinz Mack, Otto Piene“, Multimedia Art Museum, Moskau, 2016).