

Ich war in Hamburg ab 1957 zunächst mit Literaturwissenschaftlern, mit Peter Rühmkorf und vielen anderen zusammen, und da sagte uns einer der führenden Literaturwissenschaftler: „Für das, was ihr da erörtert, müsst ihr eigentlich nach Frankfurt gehen. Wenn wir euch was erzählen, gilt das in der Öffentlichkeit nicht. Aber wenn euch das ein Exilierter, Zurückgekommener wie Adorno erzählt, dann hat es eine andere Glaubwürdigkeit. Geht mal hin, lasst euch erzählen, was los ist.“ Und was erzählte uns Adorno? 1959 hat er es öffentlich gesagt, im Rundfunk: Er fürchte nicht die Wiederkehr des Faschismus der braunen Horden, der Schlägertrupps in Versammlungshallen, sondern die Wiederkehr des Faschismus als Demokratie. Da waren Sie platt. Da wussten Sie plötzlich: „Jetzt muss ich eine ganz andere Sinneswahrnehmung haben, jetzt muss ich die Vorgänge von der Börse bis zum Feuilleton völlig anders betrachten.“